Erkrankungen des Hüftgelenkes gehören zu den häufigsten Gelenkerkrankungen überhaupt. Sobald die gängigen Verfahren konservativen-funktionellen Therapie nicht mehr ausreichend helfen und die Schmerzen zunehmen sollte die Möglichkeit einer Hüftprothese gemeinsam mit einem erfahrenen Hüftspezialisten beprochen werden. Der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks beseitigt die starken Arthroseschmerzen oftmals sofort nach der Operation, auch ausstrahlende Schmerzen wie sie sehr häufig begleitend zu einer Hüftarthrose am Kniegelenk oder unteren Rücken auftreten bessern sich rasch. Eine "neue Hüfte" ist heutzutage eine sehr sicher Eingriff mit einem geringen Risiko aber einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass wir Ihnen die Freude an der Bewegung wieder zurückbringen.
Dank ständiger Weiterentwicklung stehen inzwischen Verfahren für den Einsatz einer Hüftprothese zur Verfügung, die eine sehr lange Haltbarkeit bieten. Ein Großteil der künstlichen Hüftgelenke ist nach 25 Jahren noch voll funktionsfähig.
Auf der linken Seite sehen Sie eine Kurzschaftendoprothese mit dem zugehörigem rosa Keramikkopf und der Titanpfanne; die beiden folgenden Schäfte sind sogenannte Midi-Schäfte (zementierte und zementfreie Variante) und werden oftmals auch noch zu den Kurzschäften gezählt, was eigentlich nicht richtig ist, da es sich um eine gekürzte Standardprothese handelt; diese sehen sie an nächster Stelle, ebenfalls mit einem rosa Keramikkopf und einer Pfannenimplantat; ganz rechts ist eine großer Revisionsschaft dargestellt, der im Falle einer Wechseloperation eingesetzt werden kann.
Die Pfannenimplantate werden nach entsprechender Vorbereitung in die Hüftpfanne (lat. Acetabulum) im Becken einsetzt. Diese „Schale“ besteht ebenfalls aus Titan und in diese hinein wird das „Inlay“, also die spätere Gleitschicht, eingesetzt.
Bei dem Pfanneneinsatz gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Zur Verfügung steht heutzutage ein hochvernetzter Polyethylenkunststoff (in der Grafik gelblich und weiß) und eine Aluminiumkeramik (in der Grafik rosa).
Hierbei handelt es sich heutzutage fast ausnahmslos um eine Aluminiumoxid-Keramik (Al2O3) , eine keramischer Hochleitungswerkstoff, der in der aktuell 4. Generation mit dem Handelnamen BIOLOX®delta auf dem Markt ist. Es handelt sich um ein hochgradig biokompatibles und hypoallergenes Keramikmaterial.
In den letzten Jahren haben sich vor allem zwei Gleitpaarungen, also die beiden Anteile, die sich miteinander bewegen, herauskristallisiert. Für den Pfanneneinsatz kann entweder ein hochwertigen Kunststoff Einsatz oder ein Einsatz aus Keramik verwendet werden.
Es gibt jedoch eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, diese sind unter anderem abhängig von der verwendeten Pfannengröße. Diese wiederum ist abhängig von der natürlichen Gelenkgröße. Während Frauen oftmals eine etwas kleiner Größe benötigen, sind es bei Männern mitunter auch deutlich größere Implantate.
© Corin Group
Wie unterscheidet sich nun eine kleine Prothesengröße von einer großen?
Wenn die vorhandene Anatomie nur die Verwendung eines kleinen Pfanneimplantates zulässt, muss ein passender ebenfalls kleiner Pfanneneinsatz ausgewählt werden und hierzu der ebenfalls passende kleine Hüftkopf. Bei großen anatomischen Verhältnissen können sowohl eine große Pfanne mit einem großen Pfannenseinatz, und dann mit einer großen Kopfgröße kombiniert werden.
--> der Vorteil bei einer großen Kopfgröße ist die bessere Gelenkbeweglichkeit und vor allem Dingen die stabilere Gelenksituation.
Vor- und Nachteile der verfügbaren Gleitpaarungen?
Die Daten aus dem deutschen Endoprothenregister zeigen, dass die weitaus am häufigsten verwendete Gleitpaarung in Deutschland Polyethylen-Kunstoff in Kombination mit Keramik ist. Nur bei jüngeren Patienten <50 Jahren kann der Einsatz von Keramik-Keramik sinnvoll sein um das schon sehr geringere Abriebverhalten über den Zeitraum von Jahrzehnten noch weiter zu reduzieren. Dieser theoretische Vorteil muss gegen zwei sehr sehr seltene aber doch vorhandenen Nachteile aufgewogen werden.
Bei einer Keramik-Keramik-Gleitpaarung kommt es in sehr sehr seltenen Fällen zu einer Geräuschentwicklung. Studien vermuten, dass dieses "Squeaking" ein unter ungünstigen tribologischen und biomechanischen Bedingungen durch Vibration erzeugtes Geräusch multifaktorieller Ätiologie darstellt. Wir häufig das Phänomen ist lässt sich auch mit deraktuellen Literatur nicht sinnvoll beziffern und wird am besten mit "extrem" selten beschrieben.
Die potentielle Bruchgefahr eines Keramikopfes konnte in der neuesten 4. Generation weiter gesenkt werden und liegt laut Herstellerdaten bei ca. 0,003%. Und das betrifft aber beide Gleitpaarungs-Optionen!
Auch die potentielle Bruchgefahr eines Keramik-Inlays (Pfanneneinsatz) wird vom Hersteller mit 0,03% angegeben.
Hierbei handelt es sich um sogenannte double-mobility Pfannen-Systeme, d.h. diese haben eine "doppelte Mobilität". Sozusagen eine Kugel in der Kugel. Wie in der Abbildung zur erkennen, bestehen diese Implantate aus eine Pfanneneinsatz, einer großen Polyethylen-Kunsstoffkugel, in die eine kleiner Keramikkugel eingebracht ist. Somit kann der sichere Bewegungsumfang sehr deutlich erhöht werden und eine "herausrutschen" der Hüfte ist zu 99,9% ausgeschlossen. Sehr sinnvoll ist diese System auch für Patienten, die ein hohes Sturzrisiko haben, bereits mehrfach gestürzt sind oder sonst stark eingeschränkt sind. Im Übrigen ist diese System beispielsweise in Frankreich sehr weit verbereitet und wird dort von einigen Kliniken standardmäßig eingesetzt. Wirkliche Nachteile gibt es bei richtiger Indikation grundsätzlich nicht.
Heute sind die zementfreien Prothesen im Bereich der Hüfte die Methode der Wahl. Zementieren muss man nur in sehr seltenen Ausnahmefällen, z.B. bei extrem schlechter Knochenqualität. Dann ist es jedoch mit Sicherheit die besser Option und man erreicht sofort eine belastungsstabile Situation. Diese Versorgung ist einer zementfreien TEP gleichwertig und man hat keine vorzeitige Lockerung oder sonstige Komplikationen zu befürchten. Insbesondere bei einer erhöhten Sturzneigung wie diese bei zunehmendem Alter in Kombination mit bestimmten Begleiterkrankungen auftritt ist das Risikos nach einer Hüft-OP deutlich erhöht. Im Falle einer zementierten Versorgung kommt es jedoch fast nie zu einer Fraktur (Knochenbruch) um die Prothese herum. Und das kann ein entscheidendes Argument sein, da eine periprothetische Fraktur eine sehr dramatische Komplikation darstellt. Hier ist fast immer eine deutliche größere Operation notwendig mit den verbunden Risken, eine sehr langwierige Nachbehandlung und oftmals dauerhafte Einschränkungen.
In der internationalen Literatur, die auf sehr großen Datensätzen von hunderttausenden Patienten basiert, ist die zementierte Versorgung ab eine Lebensalter von 70 Jahren mit einer geringen Komplikationsrate verbunden und hat keine wesentlichen Nachteile. Insbesondere seit dem auch die modernen Kurzschaftprothesen auch in einer zementierbaren Variante zur Verfügung stehen ist diese eine sehr gute Alternative.
Die oftmals vorgebrachten Argumente einer verlängerten Operationszeit und der Möglichkeit einer Zement-Embolie sind bei der modernen Zementiertechnik sehr sehr selten geworden. Allerdings müssen jedoch auch hier die individuellen Vor- und Nachteile einer entsprechenden Versorgung sorgfältig abgewägt werden.
Hierbei handelt es sich um sogenannte double-mobility Pfannen-Systeme, d.h. diese haben eine "doppelte Mobilität". Sozusagen eine Kugel in der Kugel. Wie in der folgenden Abbildung zur erkennen, bestehen diese Implantate aus einer großen Polyethylen-Kunsstoffkugel, in der eine kleiner Keramikkugel eingebracht ist.
Ist nun gemeinsam die Entscheidung zu Operation getroffen, müssen einige wichtige Punkte hervorgehoben werden.
2. Unsere Patienten stehen in der Regel alle am OP Tag nach einigen Stunden auf und gehen ihr ersten Schritte. Manche sind bereits auf dem Patientenflur unterwegs, bei anderen genügt die Mobilität im Zimmer. Und diese ist für
die Selbstständigkeit, wie den Toilettengang sehr wichtig. Das Pflege- personal unterstützt die Patienten in der Nacht dann entsprechend.
3. Sie dürfen das neue Implantat gleich voll belasten. Die beiden Komponen- ten werden so sicher im Bereich des Oberschenkels und Beckens fixiert, dass auch das Gehen ohne Unterarmgehstützen relativ rasch nach wenigen Tagen über kurze Strecken möglich ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch die Entlastung durch Gehstützen in der Regel nicht mehr als 10-15% Gewicht reduziert werden kann.
4. Und wie lange halten die Implantate? Anhand einer sehr großen Studie aus dem Jahr 2019 mit mehr als 200.000 Patienten, die auf fast 50 Publikationen und unterschiedlichen weltweiten Registerdaten beruht kann von einer Haltbarkeit von 58-78% nach 25 Jahren ausgegangen werden. Dabei war ein Großteil der Revisionen (erneute Operation) aufgrund eines Prothesen-Verschleißes durchgeführt worden. Und genau hier hat sich in den letzten Jahren sehr viel geändert. Mit der konstanten Weiterentwicklung existieren heutzutage sehr viel haltbarere und langlebigere Werkstoffe (Titanlegierungen, Keramiken und hoch vernetzte Kunststoffe) und hierdurch verbessert sich die Haltbarkeit nochmals entscheidend. Aktuell gehen wir bei einem 70-jährigen Patienten von einem Lebenszeitrisiko von 5% für eine erneute Operation der Hüftendoprothese aus. Etwas höher ist dies bei 50-jährigen Patienten mit ungefähr 20%. Aber auch hier ist die Wahrscheinlichkeit um eine erneute Operation mit 80% gering.