Die Anzahl der Patienten, die nach einer Hüftprothese noch Beschwerden haben ist relativ gering. Allerdings können bei manchen Patienten auch nach einer erfolgreichen OP relevante Beschwerden auftreten. Was nicht verwundert, denn das Hüftgelenk spielt eine zentrale Rolle in der Bewegungssteuerung und Verbindung der Wirbelsäule zu den Beinen.
In der Regel zeigt sich bereits nach der ausführlichen klinischen Untersuchung ein richtungsweisender Befund, der mittels weiterer Diagnostik abgeklärt werden muss.
Hier kommen neben einer konventionellen Röntgendiagnostik, eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) sowie in Ausnahmefällen auch eine Skelettszintigraphie in Frage.
Grundsätzlich unterscheidet man Schmerzen, die nach dem Einsetzen eines neuen Hüftgelenks entstehen nach ihren intrinsischen oder ihren extrinsischen Ursachen.
Zu den erstgenannten Ursachen gehören Schmerzen, die die Operation selbst oder das Gewebe direkt um das Gelenk herum betreffen.
--> Der deutlich größere Teil der vorgenannten Gründe für Schmerzen nach einer Hüft-OP kann unter einer gezielten konservativen Therapie sehr gut behandelt werden und die Schmerzen reduzieren sich oftmals schon nach wenigen Tagen deutlich, so dass eine folgenlose Heilung sehr gut erzielt werden kann.
Von extrinsischen Ursachen für Schmerzen nach einem Gelenkersatz an der Hüfte spricht man, wenn die Beschwerden von anderen Regionen im Körper oder von anderen Strukturen, die in direkter Nachbarschaft zu der Hüfte gelegen sind stammen, jedoch nichts mit dieser zu tun haben. Diese können sein:
Mit einer Gelenkpunktion und anschließenden Laboranalyse kann heutzutage mit relativ hoher Sicherheit eine Infektion ausgeschlossen werden.
Allerdings spielen hier mehrere Befunde noch eine Rolle, die beispielsweise ein hohes Risiko für eine periprothetische Infektion mit sich bringen.
Dies können unter anderem sein:
Eine exakte Abklärung ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Gerade im Bereich des Beckens und der Leistenregion gibt es viele verschiedene Erkrankungen, die zu Schmerzen führen. Aus unserer Erfahrung ist es oftmals ein Sehnenansatz im Bereich des seitlichen Rollhügels und ausstrahlende Schmerzen von dem unteren Rücken, der Lendenwirbelsäule.
Der eigentliche starke vom Hüftgelenk ausgehende Arthrose-Schmerz, der vor der Operation oftmals in der Leiste lokalisiert war, ist tatsächlich direkt nach der Operation sehr rasch verschwunden. Der Operationsschmerz selbst, der in der Regel am 1. Tag nach der Operation am stärksten ist, geht dann aber auch sehr rasch zurück. Hier ist eine ausreichende Schmerzmedikation und das Gespräch mit Ihrem Operateur wichtig, der Ihnen erklärt, dass es sich hierbei vor allem um einen muskulären Schmerz handelt.
Bei einer minimalinvasiven Operation werden die Muskeln nicht beschädigt, müssen jedoch um die Operation überhaupt durchführen zu können auseinandergehalten werden. Auch wenn dies sehr sorgfältig und teilweise auch mit einem Schutz erfolgt, ist der Muskel hier sehr leicht “verärgert”. Und dies führt zu einem muskelkaterartigen Schmerz im Bereich des Oberschenkels. Tatsächlich ist dieser Schmerz einem Muskelkater nach einer sehr ausgeprägten körperlichen Belastung sehr ähnlich und bildet sich dann aber auch rasch wieder zurück. Falls dies vor der Operation ausreichend besprochen wurde, gibt es einige Patienten, die nach der Operation sagen, sie sind absolut schmerzfrei und nur auf Nachfrage hinzufügen: “Ja der muskelkaterartige Schmerz ist vorhanden, das hatten Sie mir aber gesagt”. Viele Patienten berichten darüber, dass sie den Muskel und die Hüftregion noch einige Wochen nach der Operation gespürt haben.
Dies hat aber mit “Schmerzen” im eigentlichen Sinne nichts zu tun, sondern ist als eine natürliche Anpassungsreaktion des Körpers an die neue Situation zu sehen. Wichtig ist dann eine gezielte Therapie mit Aktivierung und Aufbau der Muskulatur, eine Gangschulung gefolgt von Koordinationsübungen.
Die Beschwerden, die direkt nach einer Hüft-Operation auftreten sind in der Regel zum einen der Wundschmerz sowie ein muskulärer Schmerz, der in den ersten 1-2 Tagen einem starken Muskelkater sehr ähnlich ist. Dieser resultiert dadurch, dass die Muskulatur durch eine minimalinvasive Operation nicht abgelöst, sondern “auseinandergedrängt” wird. Hierdurch ist die Muskulatur ähnlich einer körperlichen Überanstrengung in ihrer Mikrostruktur geschädigt, kann sich jedoch wie nach einer Muskelverletzung über einen relativ kurzen Zeitraum wieder gut regenerieren und erholen.
Der Wundschmerz vergeht hingegen relativ rasch und es kommt noch ein gewisses Spannungsgefühl hinzu. Dies ist jedoch kein richtiger Schmerz, sondern resultiert durch die mehr oder weniger ausgeprägte Schwellung nach einer Operation, was eine normale Reaktion des Körpers auf eine Verletzung bzw. in diesem Falle auf die Operation ist.
Routinemäßig werden im Rahmen der Nachbehandlung nach einer Hüft-Operation Schmerzmedikamente gegeben. Hier haben sich Standardschmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen bewährt, gegebenenfalls in Kombination mit anderen, gegebenefalls auch etwas stärkeren Tabletten. Gerade in den ersten beiden Tagen kann es sinnvoll sein, zusätzlich zu der oralen Basis-Schmerztherapie ein stärkeres Schmerzmedikament über die Vene zu geben. Diese ist in der Regel nur für 1-2 Tage notwendig, dann lässt der Hauptschmerz fast immer deutlich nach. Hinzu kommt noch, dass wir im Rahmen der Operation selbst das ganze OP-Gebiet mit einem lokalen Schmerzmittel infiltrieren (einspritzen), um gerade am OP-Tag selbst und in der folgenden Nacht eine gute Schmerzreduktion zu erreichen und dem Patienten den erholsamen Schlaf zu ermöglichen.
Wir denken, dass ein wichtiger Schritt für die Schmerzwahrnehmung des Körpers das Vertrauen in den Operateur und behandelnden Arzt ist. Zudem ist die Information des Patienten entscheidend. Einige unserer Patienten behaupten, sie hätten keine Schmerzen nach der Operation. Auf unsere Nachfrage geben sie nur den “muskelkaterartigen” Schmerz an. Hierüber sind unsere Patienten vor der OP ausführlich informiert und wissen daher woher dieser Schmerz kommt. Sie können somit gut mit ihm umgehen und empfinden ihn oftmals gar nicht als eigentlichen “Operationsschmerz”.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist heutzutage in vielen Kliniken, dass der Patient sich bei dem Pflegepersonal meldet, wenn die Basismedikation nicht ausreicht. Dies sollte zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgen. Immer wenn ein akuter stärkerer Operationsschmerz rechtzeitig “abgefangen” wird, hat dies eine sehr positive Auswirkung auf das ganze weitere Schmerzgeschehen.
Als Faustregel kann man aber sagen: "Ja, es darf nach einer Operation Schmerzen geben". Diese sollen jedoch auf einem moderaten Niveau bleiben. Der Patient darf am 1. Tag nach einer Hüft-Operation die Hüft-Region auch in Ruhe spüren. Allerdings nur so viel, dass eine Nachtruhe mit ausreichend Schlaf möglich ist. Beim Aufstehen und in der Physiotherapie darf der Schmerz ruhig stärker werden. Aber auch hier ist die Grenze sicherlich dann erreicht, wenn die Schmerzen den Patienten an der Bewegung zu sehr hindern.