Oberflächenersatzprothese oder McMinn wurde von uns bis 2010 über 650 Mal eingebracht. Damals “die” Prothese. Die internationalen Publikationen zeigten und zeigen immer noch, dass deutliche Probleme, wie Metallose, ALVAL-Tumoren etc. entstehen können, deren Therapie extrem schwierig ist und mit viel Knochen- und Weichteilverlust einhergehen kann. Unser jetziges Statement: Finger weg! Wir machen dieses Verfahren nicht mehr.
Die Hüft-Endoprothetik hat sich durch eine Renaissance einer aus den 70-er Jahren stammenden Idee von Wagner und Judet revolutionär verbessert. McMinn aus Birmingham hat diese Idee Ende der 1980-er Jahre durch eine knochensparende Methode in ein, aus seiner Sicht, optimales System verbessert.
Dabei wird der Hüftkopf mit einer Metallschale überkront, so wie man es von der Zahnmedizin her kennt. Der Knochenverlust am Hüftkopf ist minimal, so dass bei einem zukünftigen Prothesenwechsel noch viel guter Knochen am Schenkelhals und Oberschenkel vorhanden ist. Das Problem kommt aber mit der immer notwendigen Pfanne. Diese muss leider immer größer (mindestens 6mm im Durchmesser) sein, als der Kopf. Somit muss man auf der Pfannenseite nachweislich zu viel guten gesunden Knochen opfern, um das Implantat richtig zu verankern!
Theoretisch wäre dieses Verfahren recht ordentlich, bringt aber mehr Probleme als Hilfe!
Viele internationale Studien seit 2010 haben gezeigt, dass u.a. Metall-spezifische Komplikationen zu Problemen führen, z.B. Allergien auf die Prothesenmetalle (Co, Cr, Ni, V), Metallosen oder ALVAL Tumoren. Tritt so etwas auf, muss das auch noch möglicherweise fest sitzende Implantat rasch entfernt werden, da man derzeit noch nicht definitiv sagen kann, ob sich dadurch cancerogene (krebserregende) Probleme bilden können.
Australische Studien (in AUS wurden die meisten Prothesen dieser Art eingebaut) haben gezeigt, dass jetzt die Komplikationsrate bei McMinn Prothesen zwischen 3 und 10% höher liegt als bei konventionellen Implantaten!
Dass dieses Implantat knochenschonend ist, stimmt nur im Bereich des Hüftkopfes. Auf der Pfannenseite muss deutlich größer im Umfang und in der Tiefe gefräst werden, das Verankerungsloch wird (nach eigenen Studien) ca. 4-6mm größer. Im Falle eines Wechsels steht uns also auf der Pfannenseite wenig guter Knochen zur Verfügung.
Unsere eigene „Komplikationsrate“ bei diesen Oberflächen-Prothesen liegt bei 3%. Dies ist bei insgesamt ca. 680 eingebrachten McMinns ein sehr guter Wert. Nichts desto trotz implantieren wir sie nicht mehr, auch nicht auf ausdrücklichen Wunsch der Patienten.
Bei Frauen im gebärfähigem Alter dürfen sie nicht angewandt werden (Metallabrieb u.a. in Muttermilch nachweisbar)!
Alle möglichen Gleitpaarungen in der Hüftendoprothetik haben einen gewissen Abrieb. In den letzten Jahren konnte jedoch sowohl für die Knie- als auch Hüftimplantate nachgewiesen werden, das die Gleitpaarung nicht der "limitierende Fraktor" für die Haltbarkeit einer Prothese ist. Vorausgesetzt man verwendet keine Metall-Metall-Gleitpaarung. Und diese ist tatsächlich bei dem Oberflächenersatz alternativlos und sollte längst vom Markt verschwunden sein. In der vorangehenden Grafik sehen Sie die schwarze Kurve, die sich deutlich von den anderen Kurven unterscheidet. Hierbei handelt es sich um die Oberflächenersatzprothesen mit einem erheblichen vergrößertem Risiko für eine Komplikation und erneute Operation.
Als Vorteil dieser Methode wird erwähnt, dass fast alle Sportarten wieder ausgeübt werden können. Wegen der Größe von Kopf und Pfanne sei die Luxationsgefahr geringer. Das Bewegungsausmaß der Hüfte ist aber nicht größer als mit einer “normalen”, im Gegenteil, viele Patienten haben eine geringere Beweglichkeit, da der Schenkelhals mit dem Pfannenrand kollidiert.
Viele Studien haben gezeigt, dass eine Kopfgröße von 36mm ausreicht und eine korrekt implantierte Hüfte stabil ist. Sogar Fußball, Ski alpin, Judo, Joggen, Reiten etc. sind, entsprechendes Training vorausgesetzt, nach diesem Eingriff wieder möglich.
Dies ist heute mit Schenkelhals erhaltenen Kurzschaftprothesen, vor allem in Kombination mit den größeren Keramik – Köpfen (36 oder 40mm), so wie wir sie immer einbringen, gegeben.
Problem ist aber die Pfanne! Hier wird deutlich mehr Knochen als bei einer herkömmlichen Versorgung abgefräst (zwischen 4 und 6 mm mehr!). Dieser Knochen fehlt dann in Zukunft, im Falle einer Revisions-OP.
Natürlich ist es jederzeit möglich, auch bei einer bereits durchgeführten Oberflächen-Versorgung auf einer Seite, die Gegenseite mit einer Kurzschaft- oder Standardprothese zu versorgen.
Fallbeispiel:
68-jähriger Patient mit massiven Beschwerden mit der linken Hüfte. Bei der Punktion zeigte sich eine dickflüssige schwarze Flüssigkeit die im Rahmen einer Metallose als Reaktion des Körpers auftritt. Problematisch ist hier das viel zu große Pfannenimplantat.
Derselbe Patient nach der Wechsel-Operation. Die Oberflächenersatzprothese war vollständig ausgelockert und konnte gut entfernt werden. Aufgrund des viel zu großen Pfannenimplantates musste eine noch größere Pfannen eingesetzt werden und mit zusätzlichen Schrauben fixiert werden.